Das Goldgefäß „aus dem Irak“

Dr. Dr. hc. Barbara Deppert-Lippitz

Res ipsa loquitur !  (M.T. Cicero, Pro T. Annio Milone, 52 v. Chr.)

Einleitung

Am 4. Juni 2011 überreichte der damalige deutsche Außenminister Guido Westerwelle dem irakischen Botschafter in Deutschland ein angeblich im Irak illegal ausgegrabenes und entgegen einer EU-Verordnung nach Deutschland eingeführtes kleines Goldgefäß. Dem feierlichen Staatsakt vorausgegangen waren die Einfuhr des Stückes aus der Schweiz und seine Einlieferung bei einem Münchner Auktionshaus.  Aufgrund der Abbildung des Stückes im Auktionskatalog verlangte im September

Abb. 1: Münchner Goldgefäß, H. ca. 3,5 cm

2005 ein wissenschaftlicher Mitarbeiter des Römisch-Germanischen Zentralmuseums in Mainz, kurz RGZM genannt, die Sicherstellung des Stückes durch die Zollbehörden, da es seiner Meinung nach aus einem antiken Königsgrab im Irak käme. Dem folgten Untersuchungen im RGZM, wo es bis zum Sommer 2009 blieb.  Am 25. September 2009 schließlich entschied das Finanzgericht in München, dass das Goldgefäß „mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit aus einem Königsgrab im Südirak käme“. 

Die Ergebnisse der am RGZM durchgeführten Untersuchungen sind nicht veröffentlicht worden und von der archäologischen Forschung wurde das kleine Goldgefäß bisher nicht weiter beachtet. Aus den Medien ist es dagegen seit dem Sommer 2009 nicht mehr wegzudenken, was sich wohl nur dadurch erklären lässt, dass in all den Jahren kein geeigneteres Objekt im deutschen Antikenhandel aufgetaucht ist, das  als Beweis für die angebliche „Finanzierung islamischer Terroristen durch deutsche Antikenhändler und Antikensammler“ präsentiert werden könnte[1].

Ziel der folgenden Ausführungen sind eine wissenschaftliche Überprüfung der archäologischen Einordnung des Münchner Goldgefäßes sowie die Rekonstruktion der Vorgänge von seiner Einfuhr nach Deutschland im Jahr 2004 bis zum Entscheid des Finanzgerichts im Jahr 2009. Diese Vorgänge einzubeziehen erschien aus archäologischen Gründen ebenso notwendig wie aufgrund der politischen und medialen Instrumentalisierung des Stückes. Ausgangspunkt für beide Anliegen ist ein 2012 erschienener Aufsatz  des erwähnten Mitarbeiters des RGZM, dem Vorderasiatischen Archäologen Michael Müller-Karpe[2].

Form und Funktion des Goldgefäßes

Bei dem zu analysierenden Gegenstand handelt es sich um ein kleines Gefäß, dessen Körper, wie auf den veröffentlichten Fotos eindeutig sichtbar, aus mehreren separat gearbeiteten Teilen zusammengesetzt ist: der  zylindrischen Wandung, dem gewölbtem Boden, der Schulter und dem scharf abgesetzten, schmalen Hals. Dazu kommen ein auf die Mündung des Halses aufgelöteter Golddrahtring und zwei Doppelösen aus Goldblech, die – sich gegenüberliegend – unterhalb der Schulter auf der Gefäßwandung angebracht sind. Mit einer Gesamthöhe von ca. 3,5 cm und einem Durchmesser von ca. 3,45 cm wiegt das Gefäß ca.18 g. Typologisch gehört es aufgrund der engen Mündung in die Kategorie der Gefäße geschlossener Form.

Aus seiner Größe und Form ergibt sich seine Funktion. Es ist ein Gefäß, wie es in manchen antiken Kulturen als Behälter für kleine Mengen kostbarer, aromatischer Substanzen benutzt wurde. Ihr Verdunsten verhinderten  der enge Hals und die kleine Mündung. Wir kennen zahlreiche Beispiele aus der griechischen und der römischen Antike; aus den Königsgräbern im südlichen Irak sind Behälter für aromatische Substanzen dagegen nicht bekannt.

Scheinschäden

Eindeutig absichtlich wurde der Gefäßkörpers manuell eingedrückt. Kräftiger Fingerdruck bewirkte auf der einen Seite (Abb. 2) eine starke Verformung, der dabei notwendige Gegendruck auf der gegenüberliegenden Seite nur leichte Eindellungen (Abb. 3). Durch den Druck hob sich die Schulter etwas in Richtung Hals und gleichzeitig sprangen die gelöteten Fugen zwischen den einzelnen Teilen des Körpers an mehreren Stellen auf[3]. Solch absichtlich erzeugte „Scheinschäden“ kommen gelegentlich an gefälschte Antiken vor.

Abb. 2: Druck

Abb. 3: Gegendruck

Parallelen aus der römischen Kaiserzeit

Das aus der Schweiz unter Beachtung der Zollvorschriften eingelieferte Goldgefäß wurde zum ersten Mal im September 2004 von dem genannten Münchner Auktionshaus öffentlich angeboten, fand aber keinen Interessenten. Erst im folgenden Jahr wurde es unterhalb des Schätzpreises für Euro 1.200,00 verkauft[4]. In den Katalogen beider Auktionen wurde es in die römische Kaiserzeit datiert und als aus dem östlichen Mittelmeergebiet herkommend bezeichnet. 

Abb4
Abb. 4: Römischer Glasaryballos, 1. – 3. Jahrhundert n.Chr. H. 9,9 cm

Aus Sicht der Klassischen Archäologie ist diese Zuweisung nachvollziehbar, denn in Form und Funktion entspricht es den weit verbreiteten Glasaryballoi der römischen Kaiserzeit (Abb. 4) [5]. Anders als bei dem  Münchner Goldgefäß befinden sich diesen aber die Ösen, die es ermöglichten die Aryballoi mittels einer Schnur oder Kette zu tragen, nicht am Gefäßkörper sondern am Hals. Nur durch diese Position war sicher gestellt, dass sie nicht kippen konnten.

Typologisch noch näher als die römischen Glasaryballoi stehen dem Münchner Goldgefäß ca. 1,8 – 4,7 cm hohe Flakons aus Gold, Silber oder Bronze, die in beachtlicher Zahl in Bestattungen des 1. Jahrhunderts v. Chr. bis 3. Jahrhunderts n. Chr. an der Nordküste des Schwarzen Meeres entdeckt wurden[6]. Sie variieren je nach dem Wohlstand und den ästhetischen Vorstellungen des ursprünglichen Besitzers in Bezug auf Metallart, Form und zusätzlichem  Dekor, bleiben aber in der Grundform gleich. Ähnlich wie bei dem Münchner Goldgefäß sind bei diesen Flakons in der Höhe des größten Durchmessers des Körpers zwei sich gegenüberliegende Ösen angebracht. Sie korrespondieren mit einem zweiten Ösenpaar an einem zylinderförmigen Deckel über dem schmalen Hals der Gefäße. Eine ursprünglich durch die beiden übereinander liegenden Ösenpaare laufende Schnur oder Kette verband Gefäß und Deckel und stellte gleichzeitig sicher, dass es nicht kippen konnte.

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Abb. 5 Zwei „Fläschchen“ mit Schnurösen aus einem Grab in Odessa, 1. Jh.v./1. Jh. n.Chr., Gold, H. 2,7 cm bzw. 4,5 cm.

Charakteristische Beispiele für die  Flakons von der Nordküste des Schwarzen Meeres sind die beiden hier abgebildeten Exemplare aus einem Grabe wohl augusteischer Zeit in der Nähe von Olbia, die bereits Anfang der  zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts von dem damaligen Kurator der Antikensammlung Berlin, Robert Zahn, veröffentlicht wurden  (Abb. 5)[7].

Diskrepanz zwischen Gefäß und Ösenform

Bei aller Übereinstimmung in Form, Größe und Funktion unterscheiden sich die kaiserzeitlichen Flakons und das Münchner Goldgefäßes in einem Punkt, der Form der Ösen. Sind es an der Nordküste des Schwarzen Meeres die ringförmigen Draht- oder Goldblechösen der Klassischen Welt, so finden sich an dem Münchner Goldgefäß sogenannte Rollösenattaschen, die aus dem Zweistromland des  dritten Jahrtausends v. Chr. bekannt sind[8].  Das bedeutet, dass das Münchner Goldgefäß eine Gefäßform der römischen Kaiserzeit vom nördlichen Schwarzmeergebiet mit einer mehr als zweitausend Jahre früheren Ösenform aus dem Nahen Osten verbindet.  Nicht nur Archäologen werden nachvollziehen können,  dass ein Objekt, das die Charakteristika zweier höchst unterschiedlicher Kulturkreise verbindet – sumerische Rollösenattaschen mit einer Gefäßform der römischen Kaiserzeit  – nicht antik sein kann. Das Münchner Goldgefäß erweist sich damit aus sich selbst heraus als Fälschung.

Angebliche Parallelen im Museum Bagdad und aus Ur

Die Feststellung, dass das Münchner Goldgefäß nicht antik sein kann, darf nicht die Überprüfung der Argumente ausschließen, die den wissenschaftlichen Mitarbeiter einer renommierten Institution wie dem Römisch-Germanischen Zentralmuseum zur Behauptung der angeblichen Herkunft des Stückes aus einem Königsgrab des 3. Jahrtausends v. Chr. im südlichen Irak geführt haben. Im Rahmen eines Vortrags, der als der bereits erwähnte Aufsatz im Jahr 2012 publiziert wurde[9], beschreibt M. Müller-Karpe rückblickend, wie er Anfang September 2005, als das Stück zum zweiten Mal öffentlich angeboten wurde, bei der Durchsicht des Katalogs des Münchner Auktionshauses das Goldgefäß entdeckte und spontan feststellte, dass er die Form des von ihm als  „kleines goldenes Fläschchen“ bezeichneten Stückes „aus  Bagdad, aus dem Irak Museum kannte“ und er „außerdem wusste, dass solche „Gefäße sich bei wissenschaftlichen Ausgrabungen im Südirak, im Königsfriedhof von Ur fanden[10].

Bei diesem Königsfriedhof von Ur handelt es sich um eine Anlage von ca. 2000 Gräbern aus der Zeit der Sumerer, dem 3. Jahrtausend v. Chr., die in den Jahren 1922 – 1934  von einem British-Amerikanischem  Team von Archäologen unter Leitung von L. Woolley im Bereich der Stadt Ur im Süden Mesopotamiens ausgegraben wurden[11]. Nur sechzehn der Gräber wurden vom Ausgräber als Königsgräber bezeichnet. Voraussetzung dafür war, dass sie aus einer aus Stein oder Lehmziegeln gebauten Grabkammer mit flacher oder gewölbter Decke bestanden, diese in einer sehr tiefen Grube lag und über eine Rampe erreicht wurde. Als weiteres Merkmal gehörte zum Königsgrab die Mitbestattung einer zahlreichen Dienerschaft beiderlei Geschlechts und – soweit die Gräber nicht schon in der Antike geplündert worden waren –  eine reiche Ausstattung. Diesen Kriterien müsste auch der angebliche Fundort des kleinen Goldgefäßes entsprechen, um ihn als Königsgrab im Irak bezeichnen zu können. Ob es in den letzten Jahrzehnten im Bereich des Königlichen Friedhofs konkrete Hinweise auf eine in jüngerer Zeit entdeckte und ausgeraubte große Grabanlage gab, ist nicht bekannt.

In Bezug auf Metallgefäße aus der Zeit der königlichen Gräber von Ur hat das Wort des vorderasiatischen Archäologen M. Müller-Karpe Gewicht. Er wurde 1987 mit einer Dissertation zu den Metallgefäßen des 3. Jahrtausends v. Chr. aus dem Irak promoviert, die heute das Standardwerk zu diesem Thema ist[12].  Um  so mehr überrascht, dass seine oben zitierte Behauptung zu den sich angeblich im Museum in Bagdad und unter den Funden von Ur vorkommenden Parallelen des Münchner Goldgefäßes einer Überprüfung nicht standhält. In seinem umfangreichen, typologisch geordneten Repertoire der Metallgefäße des 3. Jahrtausends v. Chr. aus dem Irak kommt die Form des „kleinen Fläschchens“ nicht vor. Inzwischen reduzierte er seine Behauptung auf eine einzige Parallele[13]. Dabei handelt es sich um ein hohes Haushalts- oder Vorratsgefäß aus Kupfer, dessen Erhaltungszustand bei der Auffindung in Ur so schlecht war, dass die Ausgräber darauf verzichteten, die Fragmente aufzuheben. Es ist deshalb nur dank einer Skizze in den Grabungsnotizen bekannt.  Sie zeigt ein großes Schultergefäß mit schmalem zylindrischem Hals. Mit einer Höhe von ca. 50 cm und ohne Rollösenattaschen ist es zum Vergleich mit dem Münchner „Fläschen“ nicht geeignet.

Rollösentaschen und ihre Funktion

Damit erweist sich M. Müller-Karpes Behauptung, dass er die Form aus dem Nationalmuseum in Bagdad kenne und dass sich entsprechende Gefäße in Ur fanden, als hinfällig. Und auch der von ihm an gleicher Stelle genannte „endgültige Beweis für die Herkunft des Gefäßes aus „einem Königsgrab im südlichen Irak“, die beiden auf der Gefäßwandung des Münchner Goldgefäßes angebrachten Rollösenattaschen, hält einer wissenschaftlichen Überprüfung nicht stand.

Eine Rollösenattasche besteht aus einem rechteckigem Goldblechstreifen, dessen schmale Enden zur Mitte hin so eingerollt wurden, dass sie auf der Vorderseite zwei parallel nebeneinander liegende kleine Zylinder bilden.

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Abb. 6 u. 7: Charakteristische Formen sumerischer Henkelgefäße mit Rollösenattaschen. Eimer, H. ohne Henkel 8,3 cm Kessel, H. ohne Henkel 10,1 cm. Zeichnungen: Manfred Ritter

Sicher zu Recht gelten sie als eine Erfindung sumerischer Metallbildner, die sie aber nur für wenige Formen verwendeten und zwar – wie Müller-Karpe in seiner Dissertation schreibt – „außer an Kesseln häufig an Ovalschalen“ (Abb. 6 – 8)[14].

Rollösenattaschen sind kein Dekorationsmotiv, das beliebig eingesetzt wurde. Sie fungierten auch nicht als „Schnurösen“  wie die Ösen an den Flakons von der Nordküste des Schwarzen Meeres. Die sumerischen Rollösenattaschen dienten ausnahmslos  als Halterung für separat gearbeitete Henkel. Und sie kommen in Mesopotamien ausschließlich an drei Gefäßformen vor, die alle dazu bestimmt waren, per Hand getragen zu werden: Eimern, Kesseln und flachen Schalen. Bei den Eimern und Kesseln aus Kupfer/Bronze (Abb. 6 – 7)  verband eine omegaförmige Drahtschlaufe Henkel und Rollösenattasche; die Enden des Golddrahthenkels der  Goldschale dagegen wurden in den Rollösen verankert (Abb. 8 u. 10).

Sumerische Eimer, Kessel und große ovale Schalen verbindet neben der Tatsache, dass es sich um Henkelgefäße handelt, ein weiterer wichtiger Aspekt. Sie alle gehören aufgrund ihrer weiten, offenen Mündung in die Kategorie der „offenen Gefäßformen“. Das Münchner Goldgefäß, alles andere als ein Henkelgefäß, gehört dagegen wie die römischen Glasaryballoi und die kaiserzeitlichen Flakons von der Nordküste des Schwarzen Meeres in die Kategorie „geschlossene Form“.

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Abb. 8: Offene Goldschale mit Rollösenattaschen und Drahthenkel aus Ur , L. 19 cm, Br. 11 cm, H. 7 cm. British Museum.

Die Funktion der Rollösenattaschen als Halterung für einen Henkel bestimmte ihre Position am Gefäß. Die erfahrenen sumerischen Metallschmiede wussten genau,  dass ein Henkel am höchsten Punkt eines Gefäßes befestigt werden musste, um zu verhindern, dass es kippt. Was für sie selbstverständlich war, spielte für den Hersteller des Münchner Goldgefäßes keine Rolle. Dass sein Gefäß kippen würde, brauchte er nicht zu befürchten, denn Fälschungen sind nicht zum Benutzen gedacht.

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Abb. 9: Aus einem Stück getriebener Flakon vom Typ Münchner Goldgefäß mit der separat gearbeiteten Rollöse in der entsprechend sumerischen Vorbildern korrekten Position direkt unterhalb der Mündung. Zinn, H. ca. 3,5 cm Experimentelle Archäologie, Klaus Malorny

Rollösenattaschen sind – wie M. Müller-Karpe 2012  schreibt –  ein Detail, „das jedem  Studenten der Vorderasiatischen Archäologie bereits im dritten Semester bekannt ist[15]. Und so kann wohl davon ausgegangen werden, dass jedem Vorderasiatischen Archäologen mit abgeschlossenem Studium auch die wenigen Gefäßformen, an denen sie überhaupt vorkommen, bekannt sind und ebenso wo genau und in welcher Funktion sie sich dort befinden[16]. Es ist schwer nachvollziehbar, dass dem Verfasser des Standardwerks zu sumerischen Metallgefäßen nicht bewusst war, dass die Position der Rollösenattaschen auf der Körperwandung  des  Münchner Goldgefäßes seine Herkunft aus dem Irak vollkommen ausschloss.

Eindeutige Kriterien zur Herkunftsbestimmung

Fassen wir noch einmal die entscheidenden Kriterien für die Beantwortung der Frage, ob ein Gefäß mit Rollösenattaschen in Südmesopotamien hergestellt wurde oder  nicht, zusammen, so ergibt sich eindeutig, dass das Vorhandensein von Rollösenattaschen allein nicht entscheidend ist. Grundvoraussetzung ist, dass die Gefäßform sich in den Kanon sumerischer Henkelgefäße einordnen lässt, es also ein Gefäß „offener Form“ ist, zu dem ursprünglich ein Henkel gehörte. Ebenfalls eine conditio sine qua non ist die sich aus der Funktion der Rollösenattaschen als Halterung für Henkel ergebende Position am Gefäß, das heißt sie müssen direkt unterhalb der offenen Mündung angebracht sein. Werden diese Kriterien nicht erfüllt, so kann ein Metallgefäß auf keinen Fall aus dem Südirak kommen[17].

Sicherstellung und Untersuchung im RGZM

Aufgrund der Behauptung von M. Müller-Karpe, dass das Münchner Goldgefäß aus dem Irak käme und es deshalb unter ein Einfuhrverbot falle, wurde es von den Zollbehörden sicher gestellt und ihm zu weiteren Untersuchungen an das RGZM geschickt. Welche konkreten Fakten – wie zum Beispiel Abbildungen von Gefäßen gleicher Form im Nationalmuseum in Bagdad – den Zoll zum Handeln bewogen und zudem dazu, den Urheber der Anzeige zum Gutachter in eigener Sache zu bestellen, ist nicht bekannt. Erst nach der späterer Ablehnung seines Gutachtens als fachlich nicht ausreichend und tendenziös[18], wurde ein weiterer Gutachter hinzugezogen.

In Mainz wurde das Gefäß – wie M. Müller-Karpe 2012 schrieb – „monatelang“ in den Labors des Museums „mit großem technischen und personellem Aufwand, unter Nutzung der heute zur Verfügung stehenden technischen und apparativen Möglichkeiten erforscht und wo die Möglichkeiten des Museums nicht ausreichten, sprang das Bundeskriminalamt mit neuester Kriminaltechnik ein[19].  Das klingt beeindruckend und nicht nur Laien träumen von der Möglichkeit einer vollkommen objektiven Bestimmung der Entstehungszeit und des Entstehungsortes archäologischer Gegenstände mit Hilfe von naturwissenschaftlichen und technischen Methoden. Aber Apparate, in die man ein Goldobjekt legt und dann erfährt, wann und wo es hergestellt, wann es unter die Erde kam und wie und wo es gefunden wurde, existieren nicht. Ebenso wenig gibt es Apparate, die feststellen können, ob ein Stück antik oder eine moderne Fälschung ist. Aber letzteres wurde im RGZM anscheinend nicht einmal ansatzweise in Erwägung gezogen.

Untersucht wurde das Goldgefäß sicher mit den heute üblichen und routinemäßig angewendeten archäometallurgischen Untersuchungsmethoden. Das ist bei einem Goldgefäß einmal die chemische Analyse der Legierung des Metalls, zum anderen das Erkennen eventueller Werkzeugspuren, die mit bloßem Augen nicht sichtbar sind, mit Hilfe von Radiographie und Rasterelektronenmikroskopie. Es sind Untersuchungen, die weder einen großen personellen und technischen Aufwand erfordern, noch monatelang dauern.

Goldanalysen

Was für die Interpretation der mit naturwissenschaftlichen Methoden gewonnenen Daten und Beobachtungen aber unbedingt notwendig ist, sind Parameter, das heißt bereits vorliegende Informationen analysierter Gegenstände aus dem gleichen Material und dem gleichen Kulturkreis wie das zu untersuchende Objekt, mit denen die Ergebnisse verglichen werden können. Im Fall des Münchner Goldgefäßes lagen entsprechende Daten zur Legierung des Goldes dank der Untersuchungen von H. Hauptmann und E. Pernicka vor[20]. In Bezug auf Gefäße bietet sich zudem ein Vergleich mit Ergebnissen der Metallanalysen der Ausgräber der Königsgräber von Ur an.  Von fünf der insgesamt 19 dort ausgegrabenen Goldgefäße ist die chemische Zusammensetzung des Metalls bekannt [21]. Die folgende Übersicht zeigt die Ergebnisse:

Gefäßform Fundnummer Gold Silber Kupfer
Becher glatt U.1000  75,62 % 23,31 %  1,04 %
Becher gerippt U.10453 73,48 % 24,73 % 1,79 %
Schale rund U.10002 58,16 % 40,04 % 1,8  %
Schale oval U.10001 60,63 % 37,04 % 2,3  %
Schale gerippt U.10003 72,56 % 25,44 %  2,2  %

Diese Ergebnisse sind so eindeutig, dass sie im Jahr 1993 M. Müller-Karpe  zu dem noch heute gültigen Kommentar veranlassten, dass „Soweit Analysen vorliegen das Gold stets einen hohen Silberanteil (bis 40 %) enthält“[22].

Bei einem Goldanteil von weniger als ca. 73 % und einem entsprechend hohen Silbergehalt wird die Legierung antiker Metallarbeiten in der Regel nicht mehr als Gold, sondern als Elektron oder Elektrum bezeichnet. Die Forschung geht heute davon aus, dass es sich bei dem im mittleren 3. Jahrtausend v. Chr. in Mesopotamien verarbeitete Gold vor allem um Elektron handelt, das sowohl natürlich vorkommt wie auch von sumerischen Goldschmieden absichtlich hergestellt wurde[23].  Nicht in dieses Bild passen die vom RGZM ermittelten Ergebnisse von  einem Goldgehalt des Münchner Gefäßes von  88,4 – 89,87 %,  einem Silbergehalt bei 8,20 – 9,47  % und einem Kupfergehalt von 1,57  – 2,30 % . Ein derart hoher Gehalt an Gold kann zwar in der Antike durchaus vorkommen, gilt aber bei den Funden aus den Königsgräbern von Ur als eher unwahrscheinlich. Eine Untersuchung der Spurenelemente, das heißt der weiteren chemischen Elemente, die an antiken Goldlegierungen nur in sehr geringen Spuren vorkommen, wurde am RGZM oder dem Bundeskriminalamt anscheinend  nicht vorgenommen. Sie hätte unter Umständen Hinweise auf die Herkunft des Goldes geben können oder aber sogar darauf, dass es sich um eine moderne Goldverbindung handelte.

Herstellungstechnik

Detaillierte Ergebnisse der Untersuchung zur Herstellung des Münchner Goldgefäßes durch die Labore des RGZM sind nicht  bekannt. Die veröffentlichten Fotos geben jedoch Wissenschaftlern, die mit den antiken Goldschmiedetechniken vertraut sind, alle notwendigen Hinweise, um sich ein genaues Bild dazu machen zu können. Es ist – wie oben beschrieben – aus mehreren einzeln gearbeiteten Teilen zusammengelötet und damit auf eine für die gesamte Antike als ungewöhnlich zu bezeichnende Art hergestellt.  Sie stimmt auch nicht mit der Herstellungstechnik sumerischer Handwerker überein, über die wir recht gut informiert sind. Deren Gefäße wurden bereits im Auftrag der Ausgräber der Königsgräber von Fachleuten untersucht[24], ihre Ergebnisse später bestätigt durch den Metallurgen P.M. Roberts[25] , den Archäologen P.R. Moorey[26] und nicht zuletzt durch M. Müller-Karpe. Übereinstimmend kommen alle zitierten Wissenschaftler zu dem Ergebnis, dass die sumerischen Goldschmiede hervorragende Meister in der Kunst der Treibarbeit waren, Ihre Goldgefäße grundsätzlich aus einem einzigen Blech und in einem einzigen Arbeitsgang trieben und nur ausnahmsweise, wenn die Form es unbedingt erforderte, durch ein separat getriebenes Teil ergänzten[27]. Es gibt nicht einen einzigen Hinweis, dass ein Gefäßkörper aus einzelnen Goldblechteilen zusammengesetzt wurde. Den wohl wichtigsten Beleg dafür verdanken wir den Beobachtungen von M. Müller-Karpe bei eigenen mikroskopischen Untersuchungen[28]. Mehrfach stellte er fest, dass Goldgefäße, die bei der Ausgrabung zerdrückt aufgefunden worden waren, in jüngerer Zeit wieder in ihre ursprüngliche Form gedrückt worden waren[29]. Das aber ist nur möglich, wenn ein Gefäß aus einem einzigen Stück Metall gearbeitet und nicht aus Einzelteilen zusammengelötet ist. Nichts illustriert besser, was andernfalls mit den in Ur gefundenen zerdrückten Goldgefäßen passiert wäre, als die aufgeplatzten Lotnähte des Münchner Goldgefäßes. Sie hätten es unmöglich gemacht, ein zerdrücktes Goldgefäß wieder in seine  ursprüngliche Form zu drücken.

Dies steht nicht im Widerspruch zu der Tatsache, dass die Goldschmiede des Zweistromland bereits im 3. Jahrtausend v. Chr. unterschiedliche Löttechniken beherrschten.

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Abb. 10 Rollösenattasche mit Lotresten der Schale von Abb. 8

In Bezug auf ihre Anwendung waren sie aber eher zurückhaltend[30]. Bei der Herstellung von goldenen Schalen (vgl. Abb.8) beschränkten sie sich auf das einfach auszuführende und sichere Löten „von Goldblech auf  Goldblech“. So wurden die Rollösenattaschen an der getriebenen Schale angelötet, indem ein kleiner Goldspan, dessen Schmelzpunkt dank eines höheren Silberanteils geringer war als der der beiden zu verbindenden Teile, zwischen ihre flache Rückseite und das Grundblech gelegt wurde.  Sobald in der Glut des Holzkohlefeuers der niedrige Schmelzpunkt erreicht war, verband der schmelzende Goldspan die übereinandergelegten Teile (Abb. 10)[31]. Für die Anwendung von sogenannten Stoßverbindungen, dass heißt dem Löten von Kante-an-Kante, wie es durch die aufgesprungenen Lotnähte für die Herstellung des Münchner Goldgefäßes belegt ist, findet sich bei den sumerischen Goldgefäßen keinerlei Hinweis.

Gewisse handwerkliche Prinzipien der sumerischen Goldschmiede, die bisher in der Forschung nicht berücksichtigt wurden, beobachtete die amerikanische Goldschmiedin und Archäologin Kim Benzel bei ihren eigenen Untersuchungen sumerischer Goldschmiedearbeiten[32]. Wann immer möglich wurde auch sumerischer Schmuck aus einem einzigen Stück Gold getrieben, auch wenn das Zusammenlöten von Einzelteilen die Arbeit signifikant vereinfacht hätte.  K. Benzel vermutet religiöse und ästhetische Gründe für die konsequente Herstellung „nahtloser“ Goldobjekte, wie sie sie nennt[33].  Aber auch die praktische Erfahrung sumerischer Goldschmiede, dass aus einem einzigen Stück Gold getriebene Objekte wesentlich widerstandsfähiger sind als zusammengelötete, wird wohl eine Rolle gespielt haben. Selbst mit modernster Löttechnik würde auch heute jeder Goldschmied vorziehen, ein Gefäß wie das Münchner Stück mit wesentlich weniger Aufwand und Risiko in einem Stück zügig in Treibarbeit herzustellen, als es mühsam zusammen zu stückeln (Abb. 9)[34]. Die einzige Erklärung für seine ungewöhnliche Herstellung ist, dass der Fälscher damit den Eindruck eines hohen Alters betonen wollte und das Eindrücken des Stückes  schon bei der Herstellung eingeplant war, um den Eindruck von Authentizität zu erzielen.          

Archäologische Fakten

Zusammenfassend ergeben die Ergebnisse der archäologischen Analyse folgendes Bild: Völlig unabhängig von dem Missgriff eines Fälschers, Charakteristika zweier unterschiedlicher Kulturen zu kombinieren, zeigen alle wissenschaftlich überprüfbaren Kriterien, dass es mit Ausnahme der Ösenform keinerlei Übereinstimmungen zwischen dem Münchner Goldgefäß und Gefäßen aus den Königsgräbern von Ur gibt. Dazu kommt, dass die Rollösenattaschen des Münchner Goldgefäßes an einem nicht in das sumerische Typenrepertoire passende Gefäß – einer geschlossenen Form, keinem offenen Henkelgefäß – angebracht sind und zudem in völlig falscher Position.

Im Römisch-Germanischen-Zentralmuseum in Mainz wurden die hier aufgeführten Erkenntnisse, die nur wenige Jahre vorher in der im Jahr 2003 veröffentlichen Dissertation von M. Müller-Karpe klar formuliert worden waren, ignoriert, beiseite gewischt oder verschwiegen. „Unsere Untersuchungsergebnisse flossen in ein umfangreiches wissenschaftliches Gutachten ein, das ich im Oktober 2006 an den Zoll schickte“ schreibt M. Müller-Karpe 2012[35].  Das Stück dagegen blieb in Mainz. Unter Hinweis auf seinen angeblich extrem hohen pekuniären Wert und das damit verbundene Transportrisiko wurde die Rücksendung abgelehnt[36]. So blieb das Stück fast drei Jahre, bis zum Sommer 2009 im RGZM. Was in dieser Zeit geschah – genauer gesagt was nicht geschah – und seine dann einsetzende politische und mediale Instrumentalisierung lassen vermuten, dass es schon bei der Anzeige und der Sicherstellung weniger um die Rückführung eines archäologisches Objekts in sein angebliches Ursprungsland ging, sondern dass damit  andere Ziele verfolgt wurden. In den fast drei Jahren,  die das Münchner Goldgefäß im RGZM blieb, beschränkte sich das Interesse auf heute routinemäßig durchgeführte naturwissenschaftliche Untersuchungen. Die bewährten geisteswissenschaftlichen Methoden, mit denen Archäologen seit mehr als zwei hundert Jahren zuverlässig Objekte auch unbekannter Herkunft bestimmt und in einen kulturhistorischen Kontext eingeordnet haben, fanden keine Anwendung[37]. Sie hätten die Ungereimtheiten des Stückes sehr schnell aufgezeigt. Nicht genutzt wurde auch die Chance, das Auftauchen eines angeblichen „Goldgefäßes aus einem Königsgrab“ zu nutzen, um eine Reihe von kulturhistorischen Fragen zu den Goldgefäßen aus den Königsgräben von Ur zu klären, die seit den Ausgrabungen von L. Woolley und auch nach der  Publikation von Müller-Karpe noch offen sind. Diese Stücke befinden sich heute in den Museen in Bagdad, London und Philadelphia.  Ein wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Kollegen dieser Institutionen zu der angeblich sensationellen neuen „Entdeckung“ hätte nahegelegen.

Sicher hätten weder die Justiz- noch die Zollbehörden, die Münchner Besitzerin des Stückes oder die Schweizer Eigentümerin Einwände dagegen gehabt, dass Wissenschaftler der genannten Museen das Goldgefäß sehen, um zur Findung der Wahrheit beizutragen.

Politisierung und Medialisierung

Auf die von M. Müller-Karpe 2012  beschriebenen Vorgänge im Zusammenhang mit der Herausgabe des Münchner Goldgefäßes im Sommer 2009 braucht hier nicht im Detail eingegangen zu werden, da er selber sie in dem mehrfach zitierten Aufsatz „Schweißbrenneraffäre“ ausführlich beschreibt[38]. Mit Hilfe eines beim Botschafter des Irak bestellten Briefes wurde das kleine Goldgefäß zu einer „diplomatische Angelegenheit“, worüber er umgehend Politik und Justiz informierte. Und durch seine von den Medien aufgegriffene und weit verbreitete Drohung, dass die Zollbehörden den Tresor des Museums mit Gewalt öffnen müssten, um das Gefäß abholen zu können, wurde es zum „Aufhänger“ für die sogenannte „Schweißbrenneraffäre“. Im Jahr 2012 schreibt M. Müller-Karpe dazu ganz offen, dass die Schweißbrenneraffäre darauf zielte die Aufmerksamkeit der Medien auf die „fortgesetzte Antikenhehlerei“ hinzuweisen[39].

Im Juli 2009 wurde das Münchner Goldgefäß einem Berliner Wissenschaftler zur Begutachtung vorgelegt, der im Beschluss des Oberfinanzgerichts vom 5. 8. 2010 diskret als Dr. W. bezeichnet wird[40].  M. Müller-Karpe nennt ihn 2012 dagegen ganz offen „mein Kollege Wartke“ und fährt fort  „Er hat alle unsere Feststellungen bestätigt“[41]. Der Archäologe Ralf-Bernard Wartke war zu dem Zeitpunkt stellvertretender Direktor des Vorderasiatischen Museums in Berlin und später dessen Direktor. Sein Gutachten wurde nicht veröffentlicht, die mündliche Verhandlung vor dem Münchner Finanzgericht fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Der im Internet veröffentlichte Beschluss des Oberfinanzgerichts, mit dem die Nichtzulassung des Falles zur Revision begründet wird, lässt keinen Zweifel, dass Wartkes schriftliches Gutachten und seine zusätzlichen Erläuterungen in der mündlichen Verhandlung urteilsentscheidend waren: „Aufgrund seines Gutachtens kam das Finanzgericht zu der Überzeugung, dass das Goldgefäß aus Süd-Mesopotamien stammt“ [42]. Mit welchen Argumenten Dr. W. dem Finanzgericht dies trotz aller dem widersprechenden archäologischen Fakten plausibel gemacht hat, bleibt offen.  

Es dauerte noch bis zum 4. Juli 2011 dass der damalige deutsche Außenminister dem irakischen Botschafter in Deutschland die Fälschung in feierlicher Zeremonie überreichen konnte.



Abbildungsnachweis

Für alle Abbildungen liegen die Genehmigungen zur Veröffentlichung vor. Die Verfasserin dankt den genannten Institutionen und Personen für die schriftliche Genehmigung zur Veröffentlichung der Abbildungen. 

Abb. 1 u. 4 Gerhard Hirsch Nachfolger
Abb. 2 u. 3 Römisch-Germanisches Zentralmuseum Mainz, Photo  M.Müller-Karpe
Abb.  5 nach R .Zahn, Galerie Bachstitz (1922), Tf.  37
Abb. 6 K. Malorny
Abb. 7 u 10 Trustees of the British Museum
Abb. 8 u. 9  Steiner Verlag im Einverständnis mit M. Müller-Karpe

Endnoten

[1]  Es würde zu weit führen, die zahlreichen Presseartikel zu diesem Thema hier zu zitieren. Sie alle zeichnen sich durch nicht nachprüfbare Behauptungen und Zahlen aus. Zu den Fakten s. „www. chasingaphrodite.com/2014/11/18/ dantis-inference-the-known-unknown“.  S. auch F.Wehinger, Illegale Märkte, Stand der sozialwissenschaftlichen Forschung, MPfG Working Paper 11/6, 2011, S. 48ff.

[3] Die bei M. Müller-Karpe, Schweißbrenneraffäre S. 15 abgebildeten Ansichten der verschiedenen Seiten des Münchner Goldgefäßes erlauben eine eindeutige Rekonstruktion der Ursache des Schadens. Ein derart kleines Gefäß aus hochkarätigem Gold lässt sich ohne weiteres mit kräftigem Fingerdruck aus der Form bringen.

[4] Gerhard Hirsch Nachfolger,  Auktion, Nr. 241, 21. 09. 2005, Lot Nr. 1689.

[5] A. v. Saldern, Antikes Glas, Handbuch der Archäologie (2004), S. 509; C. Isings, Roman Glass from Dated Finds KK(K1954) Form 61 u. 100.

[6] V. Mordvinceva – M. Treister, Toreutik und schmuck im nördlichen Schwarzmeergebiet, 2. Jh. v. Chr. – 2. Jh. n. Chr., Bd. 1 (Simerofol – Bonn 2007) S. 51 ff. ; W. Seipel (Hrsg.), Gold der Steppe, Ausstellungskatalog Reiss-Engelhorn Museen Mannheim, 2009 – 2010, Katalognr. 112, 116 und 123.

[7] R .Zahn, Galerie Bachstitz (1922), Tf.  37; A. Garside (ed.) Jewelry, Ancient to Modern, The Walters Art Gallery, Baltimore (1980), Katalgnr. 286f.

[8] Vgl. M. Müller-Karpe, Metallgefäße im Irak, Von den Anfängen bis zur Akkad-Zeit (1993),S. 287. Im Folgenden zitiert als M.Müller-Karpe, Metallgefäße.

[9]  S. Anm. 3.

[10] M. Müller-Karpe, Schweißbrenneraffäre (Anm. 2) S. 10.

[11] W.C.L. Woolley, Ur Excavations II, The Royal Cemetery, 1934.

[12]. M. Müller-Karpe, Metallgefäße im Irak, s. Anm. 8.

[13] Telefonische Information von Dr. Müller-Karpe am 17.05.2016. Es handelt sich um das Gefäß M. Müller-Karpe, Metallgefäße Katalognr. 1263.

[14] M. Müller-Karpe, Metallgefäße, S. 276.

[15]  M. Müller-Karpe, Schweißbrenner S. 12.

[16] vgl. dazu M. Müller-Karpe, Metallgefässe, S. 109f. sowie u.a.Kat. nos. 771, 789 – 799, 801, 826-837, 842f., 865f., 1327-1331, 1334-1339, 1342-1350, Taf. 121 – 124.

[17]  Auf die Übernahme von Rollösenattaschen durch Handwerker in anderer Funktion  durch kleinasiatische und inselgriechische Handwerker im späten 3. Und frühen 2. Jahrtausend v. Chr. braucht in diesem Zusammenhang nicht weiter eingegangen werden, vgl. dazu M. Müller-Karpe, Metallgefäße, S. 287.

[18] F. Bernheimer, Kriminalarchäologie Nr. 2, S. 5, Absatz 5: “Das Zollfahndungsamt Stuttgart hat an dem angesprochenen Gutachten des Autors des Gastbeitrages nach dem Einwand, dass das angefertigte Gutachten fachlich nicht ausreichend und von einer tendenziösen Begutachtung geprägt sei, nicht mehr festgehalten und andere Gutachter mit der Herkunftsbestimmung des Goldgefäßes beauftragt.“

[19] M. Müller-Karpe, Schweißbrenner,  S. 13.

[20] H. Hauptmann, E. Pernicka (Hrsg.), Die Metallindustrie Mesopotamiens von den Anfängen bis zum 2. Jahrtausend v. Chr., Orient-Archäologie Bd. 3 (Rahden/Westf. 2004).

[21]  Die Übersicht wurde der Publikation von H.J. Plenderleith in C.L. Woolley, Ur Excavations  Band II, The Royal Cemetery (1934) S. 291, Tabelle III entnommen. Sie findet sich auch in der Dissertation von M. Müller-Karpe.

[22] M. Müller-Karpe, Metallgefäße, S. 270.

[23] K. Benzel, PUABI’S ADORNMENT FOR THE AFTERLIFE: MATERIALS AND TECHNOLOGIES OF JEWELRY AT UR IN MESOPOTAMIA, Benzel_columbia_0054D11436.pdf., S. 32 f., Anm. 101; (. S. auch  Moorey 1994, S. 217ff., Ross, Jennifer C. 1999. The Golden Ruler: Precious Metals and Political Development in the Third Millennium B.C. Near East. 2 vols. PhD diss., University of California, Berkeley. S. 5ff.

[24]  H.J. Plenderleith in C.L. Woolley, Ur Excavations  Band II, The Royal Cemetery (1934), S. 296.

[25] P.M. Roberts, Gold Brazing in Antiquity, Gold Bulletin 1973,6, S. 112 – 119.

[26] P.R. Moorey, Ancient Mesopotamia, Materials and Manufacture, The Archaeological Evidence (1994) S. 225ff.

[27] M.Müller-Karpe, Metallgefäßen, Katalognr. 57.

[28] M. Müller-Karpe, Metallgefäße, S.166f. :  Aus einem Stück getrieben: Katalognr. 771 (U 10930), Katalognr. 866 (U 10850).

[29] Müller-Karpe, Metallgefäße, Katalognr. 771(U 10930), Katalognr. 866 (U 10850): rezent zurückgebogen.

[30] Grundsätzliche Hinweise zu frühen Löttechniken mit Hinweis auf Ur s .A.R. Duval, C. Eluère, L.P. Hurtel, Joining techniques in ancient gold jewellery, Jewellery Studies vol. 23, 1989, S. 13, Anm. 9, sowie H. Maryon, Metalworking in the ancient world, American Journal of Archaeology, 53, 1949, p. 114. M. Müller-Karpe, Metallgefäße, S.286.

[31] Roberts, Gold Brazing  (Anm. 24), Abbildung S. 112f.  

[32]  Vgl. Anm. 23.

[33]  s. hierzu auch K.R. Maxwell-Hyslop, Western Asiatic Jewellery, c. 3000-612 B.C. (1974) LXIff.

[34] Zur Herstellung von Edelmetallgefäßen von der Antike bis in die Neuzeit vgl.. D.E. Storng, Greek and Roman Gold and Silver Plate (1966), S. 8f.

[35] M. Müller-Karpe, Schweißbrenner, S. 14. S. dazu F. Bernheimer, Kriminalarchäologie Nr. 2, Hessen-Extra, 25.08.2012, S. 5 Abschnitt 5. Das vollständige Zitat s. Anm. 18.

[36] Der objektiv zu ermittelnde Markt- oder Handelswert des Gefäßes entspricht in etwa dem Auktionsergebnis. Das Münchner Goldgefäß gehört nicht in die Kategorie bedeutender antiker Kunstwerke mit eindeutig nachweisbarer langer Vorgeschichte, die von bedeutenden Wissenschaftlern publiziert wurden und sich zudem seit Jahrzehnten  in amerikanischen Museen befanden. Nur solche Objekte erzielen seit langem Ergebnisse im Millionenbereich .Vgl. u.a. die Albright-Knox Artemis, Sotheby´s New York, 7. Juli 2007 und die Guennol Löwin, Sotheby`s New York, 5. Dez. 2007.

[37] So beruht unsere Kenntnis der Entwicklung der griechischen Vasenmalerei ausschließlich auf Vasen, deren Fundkontext meist nicht bekannt war. Die Datierung wurde in der Regel durch Grabungsergebnisse bestätigt. Gleiches gilt für unsere  immer noch gültige Kenntnis der Entwicklung der griechischen Skulptur allein auf typologischer und stilistischer Grundlage.

[38] M. Müller-Karpe, Schweißbrenner, S. 14f.

[40] BHF-Beschluss vom 5. August 2010, Az. VII B 259/09.

[41] M. Müller-Karpe, Schweißbrenner, S. 16.

[42] Pressemitteilung des Finanzgerichts München vom 28.09.2009 „das Gericht kam zu der Entscheidung aufgrund des Sachverständigengutachtens eines Berliner Archäologen“, sowie BFH Beschluss vom 5. August 2010, Az VII B 259/09 (openJur 2011, 88490), Tatbestand, § 2: „ Das FG urteilte, dass das Goldgefäß nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme aus Südmesopotamien, also aus dem heutigen Staatsgebiet des Irak stamme. Es sei davon auszugehen, dass es bei einer Grabung gefunden worden sei oder es sich um einen sonstigen Fund handele, da es keinen Anhaltspunkt dafür gebe, dass das Gefäß aus einer privaten oder staatlichen Sammlung stamme.“


© Copyright: Dr. Dr. h.c. Barbara Deppert Lippitz, 2016.

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